Auf Tour zum 1. FCM

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Alexander Friedrich berichtet: 

Alles begann am 11.03. als sich der 1.FCM langsam, aber sicher auf Kurs in Richtung Liga 2 begab. Wie gewohnt verfolgte ich die Spiele der Magdeburger mit, sofern sie denn im MDR Fernsehen zu sehen waren.
An besagten Tag fuhren die Aalener mit einem 1:6 Debakel wieder heim. Diese sensationelle Leistung des Teams, sowie die Stimmung auf den Rängen sorgten bei mir für einen Adrenalinausstoß, so dass ich mich auf Recherche begab und in der Homepage des Vereins nach Karten für eines der nächsten Heimspiele suchte. Mein Blick fiel zielgerichtet auf das letzte Heimspiel am 05.05. in der (möglichen) Aufstiegssaison gegen den Abstiegskandidaten Chemnitzer FC. 

Nach kurzer Überlegung und ohne Rücksprache mit meinen Eltern hatte ich eine Karte für das begehrteste Spiel des Jahres. Diese ließ ich mir per Post zusenden, wo sie 3 Tage später ankam. Vorher musste ich meinen Eltern nun doch erklären, was für aberwitzige Pläne ich wieder mal ausgeheckt habe, da ich über keinen "eigenen" Briefkastenschlüssel verfüge. Sie reagierten relativ gelassen darauf, wollten von mir allerdings meine Reiseroute wissen. Das war kein Problem für mich, da ich wusste, dass ca. eine halbe Stunde von uns entfernt der RE 1 in 2 Stunden bis nach Magdeburg HBF fährt.

Einen Monat vor der Abfahrt nach Magdeburg am 01.04.18, stand mir als Mitglied der FZR ein weiterer Höhepunkt bevor.
Der 25. MDR Osterspaziergang in Bad Tabarz, dem Ort in dem die FZR gegründet wurde und alle Fäden zusammen laufen.

An diesem Tag kam ich mit Ralf (2. Vorstand) ins Gespräch, der als jahrzehntelanger Fan alle Höhen (1974 Sieg im Europapokal der Pokalsieger, 7 FDGB-Pokalsiege, Aufstieg in die 2.Bundesliga, Pokalviertelfinalist 2000/2001) und Tiefen (Abstieg in die 3.Liga 1991, über 10Jahre Regionalliga) des Vereins miterlebt hat. Einige Tage später bekam ich von ihm einen Link zugeschickt (Danke noch mal an dieser Stelle) in dem alle Lieder, die im Stadion gesungen werden drin standen. Diese Seite druckte ich mir aus und versuchte soweit es geht, die Lieder auswendig zu lernen.

Am 05.05.18 und exakt 05:45 reißt mich mein selbst eingestellter Wecker nach 8 Stunden Schlaf mit Eternal Flame von den Bangles aus den Träumen. Nach einer Stunde Vorbereitung (u.a. Frühstücken) mach ich mich auf den Weg zum Bahnhof Ostkreuz und zwar so, dass ich dort noch 15 Minuten Aufenthalt habe. Pünktlich um 07:48 trifft der RE1 aus Frankfurt/Oder ein.
Nach einem dreiminütigen Aufenthalt, der mir und ca. 50 weiteren Fahrgästen zum Einstieg genügt, ist der Zug nun unterwegs Richtung Magdeburg HBF. Um 09:51 trifft der Zug pünktlich im Bahnhof ein.

Zielstrebig begebe ich mich zum (seit 2015) in der Innenstadt gelegenen Fanladen. (Für alle, die dort auf ihrem Stadtbummel hin möchten die Adresse: Otto-von-Guericke Straße 88,  Magdeburg.)

Die Auswahl an Fanartikeln ist riesig. Ich entscheide mich für das Aufstiegsshirt und eine Tasse mit dem Slogan "Einmal immer".

Nachdem ich damit fertig war, ging ich zurück zum Bahnhof, wo ich meine Sachen in einen der Spinde verschließe, so dass ich jetzt nur noch die Eintrittskarte (gilt als Fahrticket) und ein bisschen Geld für Verpflegung im Stadion mit dabei habe.
Gemeinsam mit der Fanmenge fahre ich 8 Stationen bis zur Haltestelle Arenen, wo schon ca. 10.000 Fans auf den Einlass warten. Es ist jetzt 11:55 Uhr.

Überpünktlich werden die Stadiontore geöffnet. Nach kurzer Orientierungslosigkeit begebe ich mich zu "meinem" Eingang Südwest, der einzige im Stadion, wo die Eintrittskarten noch per Hand abgerissen werden.

Zielgerichtet suche ich meinen Platz und finde ihn schließlich, relativ weit unten, aber sehr nahe an der Eckfahne. Dazu gleich mehr.
Ich gehe noch mal zum Essensstand, um mir etwas zum Essen zu kaufen.
Doch in Magdeburg ist die Zeit mit Bargeld schon Geschichte, so dass ich mir eine mobile Fankarte zu einem bestimmten Wert aufladen muss. Ich entscheide mich für den geringsten Betrag (10€) und bestelle davon eine Bratwurst zum Preis von 2,50€. 
Anschließend gehe ich wieder zurück ins Stadion, wo soeben die Mannschaften zum Aufwärmen eingelaufen kommen.
Die Chemnitzer werden mit Pfiffen empfangen und die Magdeburger mit frenetischem Applaus. Es ist jetzt 13:00.

10 Minuten später werden die Aufstellungen bekannt gegeben. Chemnitz im 4-3-3- System, dass gegen den Ball zu einem 5-4-1 werden soll. Magdeburg spielt im gewohnten 3-4-3 System. Mit dem Einlauf der Mannschaften um 13:25 erhebt sich das (natürlich) ausverkaufte Stadion und singt die Vereinshymne. Wie bei fast jedem Heimspiel zeigt der Block U eine gigantische Choreografie, die wie immer CL-reif ist.

In den ersten 8 Minuten tasten sich beide Mannschaften ab, so dass keine zwingenden Torchancen zustande kommen. 
Doch dann stört Beck Chemnitz´s Torhüter Kunz beim Verarbeiten eines Rückpasses so entscheidend, dass dieser den Ball vertändelt und unsere Nummer 11 nur noch einschieben muss. Es ist gleichzeitig sein 100. Tor für den 1.FCM, was er beim gemeinsamen Jubel mit dem Ex-Chemnitzer Türpitz auch zeigt. Keine 10 Minuten später rollt der Konter über Türpitz, der in die Mitte passt wo Beck den Ball mit der Hacke weiterleitet, so dass der freistehende Laprevotte in seinem erst fünften Saisonspiel sich mit einem Treffer belohnt.
In der 22. Minute wird Türpitz in aussichtsreicher Position gelegt. Beim anschließenden Freistoß aus knapp 22 Metern zeigt er einmal mehr warum die Fans ihn als Torpedo bezeichnen. Mit viel Effet dreht er den Ball rechts an der Mauer vorbei (die allerdings auch genau wie Kunz im Tor schlecht postiert ist) und sorgt so für sein 16. Saisontor.

Doch plötzlich kommt Chemnitz durch Kapitän und Toptorjäger Daniel Frahn auf 1:3 heran. In der 39.Minute sind die Hoffnungen für den Chemnitzer FC schon wieder zerplatzt. Der bereits verwarnte Außenverteidiger Sumokalo tritt Türpitz derart heftig auf den Spann, so dass der Schiedsrichter gar keine andere Wahl hat, als ihn mit der Ampelkarte vom Platz zu stellen..

In der zweiten Halbzeit fehlen Chemnitz die Ideen um Magdeburg in Verlegenheit zu bringen, so dass der Sieg des 1.FCM nur noch Formsache ist. In der 86.Spielminute kommt es schließlich zum emotionalen Höhepunkt als der langjährige Kapitän und Führungsspieler Marius Sowislo nach 30 Toren in 190 Spielen den Platz verlässt.

Er beendet mit dem Aufstieg seine Karriere. Die Spieler des 1.FCM stehen Spalier während die Chemnitzer Beifall klatschen. Die Auswechslung dauert fast 2 Minuten, doch dem Schiedsrichter ist das egal. Für Sowislo wird Richard Weil eingewechselt, ein Innenverteidiger der das 3:1 über die Zeit bringen soll. Das gelingt ihm und den Rest der Mannschaft dann auch.

Nach dem Schlusspfiff wird es emotional, da der Klub folgende Spieler verabschiedet:

Jan Glinker Torwart Nordhausen, Felix "Maschine" Schiller Abwehrspieler Osnabrück, Andreas Ludwig Mittelfel und Gerrit Müller Angriff, Florian Pick Angriff Leihende (zurück nach Kaiserslautern), Tobias Schwede Angriff(unter Pfiffen, da er zum Mitaufsteiger SC Paderborn wechselt), Julius Düker Angriff (siehe Tobias Schwede), Marius Sowislo Karriereende(Standing Ovations)

Um 16:00 geht es zurück mit der Tramlinie 6, draußen an der elektronischen Minutenanzeige steht schon dran: Herzlichen Glückwunsch zum 3:1 Sieg.

Im Hauptbahnhof angekommen, hole ich meinen Rucksack aus dem Spind und begebe mich zielsicher in Richtung Gleis 7, denn von dort fährt der Zug wieder Richtung Frankfurt/Oder. Mit 10-minütiger Verspätung trifft er am HBF ein und holt 8 davon im Laufe der Fahrt wieder ein. Er kommt also um 19:05 Uhr in Ostkreuz an. Von dort aus brauche ich nun noch 40 Minuten bis nach Hause. Sowohl meine Eltern als auch ich sind erleichtert, dass ich um 19:50 Uhr unbeschadet wieder unsere Wohnung betrete.

Da ich in den vergangenen 12 Stunden sehr viel erlebt habe, entschloss ich mich noch am Wochenende einen Bericht für die FZR darüber zu schreiben.

Persönliches Fazit: 

Auch wenn ich schon einiges in punkto Fußball erlebt habe, wird dieser Tag immer unvergesslich bleiben und das nicht nur, weil ich eigentlich als Unionfan die Magdeburger nicht mögen dürfte, sondern eher wegen der neuen Eindrücke in einer unbekannten Stadt mit einem der ruhmreichsten Vereine in der DDR.