TA am 26.10.17, Interview mit Horst Eckel

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Presseberichte

TA am 26.10.17, Interview mit Sportreporter Marko Deicke

Horst Eckel, Weltmeister von 1954: „Neben meiner Familie ist Fußball mein Leben“

Bad Tabarz. Horst Eckel (85) ist neben Hans Schäfer (90) der einzig verbliebene Fußball-Weltmeister von 1954. Der frühere Offensivspieler, dessen Heimatverein der 1. FC Kaiserslautern ist, ist am Freitag beim Verein „Fußballzeitreise“ in Bad Tabarz zu einer Gesprächsrunde zu Gast und wird mit Filmszenen seine Geschichten untermauern.

Herr Eckel, ich bin überrascht. Mit Ihren 85 Jahren haben Sie einen Twiter-Account. Betrieben Sie diesen selbst?
Nein, da ich schon Probleme mit meinem Handy habe, wäre das wahrscheinlich fatal. Mein Schwiegersohn und meine Tochter helfen mir.

Vor über 60 Jahren war an Twitter noch nicht zu denken. Mit was haben Sie sich damals – außer Fußball – beschäftigt?
Ich habe mich mit Freunden getroffen, Tischtennis gespielt und bin mit meiner zukünftigen Frau ins Kino gegangen.

Wie oft erinnern Sie sich an das „Wunder von Bern“ zurück?
Jeden Tag, es gehört zu meinem Leben.

Als „Held von Bern“ wollen Sie nicht bezeichnet werden. Wie dann?
Als ganz normaler Mensch, der das Glück hatte, Fußball spielen zu dürfen.

Profifußballer haben im Normalfall nach ihrer aktiven Karriere ausgesorgt. Bei Ihnen war es anders?
Wir haben damals als Profis nicht so viel verdient, aber das in Ordnung so. Wir wollten ja vor allem Fußball spielen. Später habe ich dann die Ausbildung zum Realschullehrer gemacht, was mir viel Spaß bereitet hat und neue Sichtweisen eröffnete. Besonders die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat mir sehr viel gegeben.

Der Fußball ändert sich rasant. Wie hat er sich für Sie verändert?
Er ist schneller und athletischer geworden, aber vor allem die Medien und deren Möglichkeiten sind mehr und schneller geworden. Das kann für einen jungen Spieler schon belastend und hemmend sein, wir waren damals freier.

Ein Blick in die Gegenwart. Sie als ehemaliger Angreifer müssen es wissen: Wer ist aktuell Deutschlands bester Stürmer?
Ich war rechter Läufer, nur beim FCK war ich auf der Position des Stürmers. Wir haben heute viele sehr gute Stürmer, da möchte ich nicht explizit einen herausgreifen.

Wird Deutschland nächstes Jahr wieder Weltmeister?
Wir haben eine gute Qualifikation gespielt und können auf alle Fälle wieder ganz vorne mitspielen. Durchaus haben wir eine Chance zu gewinnen.

Der teuerste Spieler der Welt ist Neymar. Ist er auch 222 Millionen Euro wert?
222 Millionen Euro, das ist für mich eine unvorstellbar hohe Summe Geld. Das sind Dimensionen, in denen ich gar nicht denken kann, schon gar nicht wenn es darum geht, den Wert eines Spielers zu bemessen. Das ist Wahnsinn.

Sie sind bei den Heimspielen ihres Heimatvereins 1. FC Kaiserslautern Stammgast. Bekommen Sie Bauchschmerzen, wenn Sie sehen, wie „ihr“ Verein bisher abschneidet?
Ja, soweit es mir möglich ist, gehe ich zu jedem Heimspiel und sehe mir die Auswärtsspiele im Fernsehen an. Natürlich fiebere ich mit und hoffe, dass wir wieder vorankommen. Aber es bleibt abzuwarten.

Neben dem Fußballplatz sind Sie auch noch aktiv und betreuen eine Mannschaft ehemaliger Profi-Fußballer. Vom Fußball scheinen Sie gar nicht loskommen zu wollen, oder?
Neben meiner Familie ist Fußball mein Leben.

Wann haben Sie das letzte Mal gegen den Ball getreten?
Das war vor ein paar Monaten, als ich den Anstoß bei einem Benefizspiel gemacht habe. So richtig war das vor sechs Jahren, da habe ich noch zwei Halbzeiten gespielt, bevor ich meine Knie-OP hatte.

Sie haben kürzlich eine Stiftung gegründet? Wem wollen Sie helfen?
Die Horst-Eckel-Stiftung wurde von meiner Tochter als Stifterin und der Sepp-Herberger-Stiftung als Treuhänderin gegründet. Meine Tochter hat mich gefragt, ob mir das Recht wäre und ich habe ‚ja‘ gesagt. Natürlich freut es mich, wenn in meinem Namen Gutes getan wird. Die Hauptarbeit dabei liegt aber auf den Schultern meiner Tochter. Ich bin stolz, dass es die Horst-Eckel-Stiftung nun gibt und besonders freut es mich, dass sie von meiner Familie initiiert wurde. Ich bin der Ansicht, dass man immer versuchen sollte im Leben anderen Menschen zu helfen.

Tickets für die Talkrunde am 27. Oktober im KuKuNa in Bad Tabarz(Lauchagrundstraße 12 a)gibt es für 19 Euro in der Touristinformation Bad Tabarz(Telefon 036259-5600) oder direkt über den Verein „Fußballzeitreise“.