Europameister Hansi Müller freut sich auf Thüringen

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Presseberichte

Thomas Czekalla / 17.03.16 / TLZ

Foto: Bernd Weißbrod

Ex-Fußball-Europameister Hansi Müller spricht im Interview mit der TLZ über Thüringen, Deutschlands Chancen bei der EM und seine Motivationsvorträge.

Beim VfB Stuttgart, wo er zwischen 1975 und 1982 in 186 Spielen 65 Tore erzielte, ist Hansi Müller eine lebende Legende. Aber auch abseits seiner Geburtsstätte hat der mittlerweile 58-Jährige im deutschen Fußball längst Kultstatus erreicht: 42 Mal spielte Müller für die deutsche Nationalmannschaft, wurde mit ihr 1982 Vizeweltmeister und 1980 Europameister. Am 22. März (19 Uhr) ist er Gast in der Talkrunde der Fußballzeitreise E.V. in Tabarz. Die TLZ hatte zuvor Gelegenheit zu einem Exklusiv-Interview mit ihm.

Ist Ihr Besuch in Thüringen Ihr erster? Wenn nicht, welche Erinnerungen haben Sie an das Grüne Herz Deutschlands und sagen Ihnen die Traditionsvereine Rot-Weiß Erfurt und FC Carl Zeiss Jena etwas?
Natürlich sagen mir die beiden Vereine etwas. Wir haben in den 90-er Jahren in Erfurt gespielt mit einer deutschen Auswahlmannschaft mit vielen Ex-Nationalspielern gegen Rot-Weiß Erfurt. Es war ein super Spiel und wir hatten sehr viele Zuschauer. In dieser Zeit nach der Wende haben wir viele Spiele gemacht mit Traditionsmannschaften in den neuen Bundesländern. Da ich schon lange nicht mehr in der Region war, freue ich mich umso mehr, wieder mal in Thüringen zu sein und ich bin natürlich sehr neugierig auf die „Fußballzeitreise“ mit vielen interessanten Utensilien aus der Geschichte des Fußballs. Da ich hautnah mitbekommen habe, wie sehr sich Marcel Wedow dort über viele Jahre engagiert hat, um dieses Projekt zu realisieren, ist das noch ein Grund mehr nach Tabarz zu kommen.

Ihr Name steht vor allem für Ihre aktiven Zeiten beim VfB Stuttgart, Inter Mailand, der deutschen Nationalmannschaft, mit der Sie Vizeweltmeister und Europameister geworden sind. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit und was war sportlich gesehen Ihr größter Erfolg?
Alle Stationen waren auf ihre Art schön und unabhängig von Siegen oder Titeln immer sehr interessant und lehrreich. Im Ausland zu spielen bedeutet Weiterentwicklung als Mensch, davon profitiere ich bis heute. Mein größter sportlicher Erfolg war die Europameisterschaft 1980 in Italien. Wir hatten damals eine klasse Truppe mit dem Adler auf der Brust und hatten eine Serie von 23 Länderspielen ohne Niederlage.

2006 waren Sie bei der Fußball-WM in Deutschland WM-Botschafter für Stuttgart. Was denken Sie heute, wenn behauptet wird, das Sommermärchen wäre gekauft gewesen?
Das eigentliche Sommermärchen waren doch die Spiele, die Emotionen und die Stimmung in Deutschland. Das war eine weltweite Werbung für unser Land. Deutschland war ein perfekter Organisator und Gastgeber. Daran wird sich nichts ändern, da bin ich mir sicher.
Zum heutigen Zeitpunkt kann man leider noch nicht sagen, was genau passiert ist und inwieweit manipuliert wurde. Ich hoffe, dass das in nächster Zeit geklärt wird und wenn gewisse Dinge nicht korrekt waren, die Verantwortlichen dafür gerade stehen.
In diesem Jahr steht die Europameisterschaft an. Welche Chancen räumen Sie Weltmeister Deutschland in diesem Turnier ein?
Als amtierender Weltmeister bist du Topfavorit ob du willst oder nicht. Die Mannschaft ist im Vergleich zu 2014 vielleicht noch ein Tick besser, deshalb traue ich Ihr das Endspiel auf jeden Fall zu. Und dort würdest du auf eine sehr starke Mannschaft treffen, gegen die dann die Tagesform und das nötige Quäntchen Glück entscheidet.

Auch nach Ihrer aktiven Zeit beim VfB waren Sie dort in einigen Funktionen tätig. Der Verein hat unter Jürgen Kramny eine gute Entwicklung genommen. Reicht es für den Klassenerhalt?
Im Moment sieht es sehr gut aus. Der VfB ist nach wie vor eine Wundertüte, egal in welcher Richtung. Bei noch acht ausstehenden Spielen brauchst du zwei Siege, dann bleibst du in Liga eins, das werden sie schaffen. Wenn es gut läuft, ist sogar noch Europa drin.

Wer wird Ihrer Meinung nach in dieser Saison Meister, wer steigt ab?
Bayern hat durch das Remis in Dortmund die besten Karten und sie werden sich das nicht nehmen lassen. Ich würde mir aber für die Fußballfans in Deutschland einen spannenden Meisterschaftskampf bis zum Saisonende wünschen. Hannover steigt ab, da lege ich mich fest und ich denke Darmstadt wird im Endspurt die Luft ausgehen. Von Augsburg, Hoffenheim, Frankfurt und Bremen wird eine Mannschaft auf dem Relegationsplatz landen.

Was macht Hansi Müller derzeit? Man hört von Vorträgen zu Themen wie Fußball, Wirtschaft und Erfolg.
Das stimmt. Sie sind gut informiert. Ich halte Motivationsvorträge vor Führungskräften und zeige dabei die Parallelen zwischen Spitzensport und der unternehmerischen Praxis auf. Dabei geht um Themen wie Motivation, Autorität, Wertschätzung, Führung und Teamfähigkeit. Gelegentlich organisiere ich Veranstaltungen und nehme an Talkrunden teil.

Können Sie unseren Lesern beim Thema Erfolg im Beruf einen wichtigen Tipp geben?
Um erfolgreich zu sein, braucht man in erster Linie Ehrgeiz, Disziplin und Leidenschaft. Dabei ist es wichtig authentisch zu sein und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Wenn es gut läuft niemals überheblich werden und in schwierigen Situationen nicht resignieren.

Talkrunde mit dem Vizewelt- und Europameister Hansi Müller am 22. März (19 Uhr) bei der Fußballzeitreise E.V. im KuKuNa in Tabarz: Karten gibt es im Vorverkauf in der Touristinfo Tabarz (036259/5600) oder bei der Fussballzeitreise unter (0163/1745072).